Es gibt auch unter Sachverständigen Berufszweige, die sehr viel Feingefühl erfordern, beispielsweise im sozialen oder medizinischen Bereich. Grundsätzlich ist es natürlich Aufgabe des Sachverständigen, den aktuellen Stand zu bewerten. Aber, ob nun psychische Erkrankungen, sensible und durchaus auch intime Themen oder familienrechtliche Streitigkeiten – Empathie ist hier enorm wichtig.
Sachverständige brauchen Fingerspitzengefühl – wieviel Empathie ist erlaubt?
Natürlich muss Objektivität im Beruf des Sachverständiger oberste Prämisse sein. Niemals sollte sich ein Gutachter von einer gegebenen Situation beeinflussen lassen. So sehr einem das auch manchmal schwerfallen mag, aber Mitleid ist oftmals in der Sachverständigentätigkeit fehl am Platz. Empathie hingegen kann nicht schaden. Zumal viele Menschen Angst vor dem Termin mit dem Gutachter haben.
Empathie als Vertrauensgrundlage
Empathie ist die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Dabei spielt vor allem die Wahrnehmung des Gegenübers eine entscheidende Rolle: Mimik, Gestik, Körpersprache, Aussagen, Stimmlage oder auch Emotionen sollten berücksichtigt werden. Wer seinem Gegenüber zumindest teilweise vermittelt, dass ein gewisses Verständnis vorhanden
ist, kann eine wichtige Vertrauensbasis schaffen. Genau dieses Vertrauen fehlt den meisten Betroffenen, die aufgrund eines zu erstellenden Gutachtens einen Sachverständigen aufsuchen müssen. Oftmals denken die Betroffenen, dass der Gutachter ihnen alles andere als helfen will.
Dem Gegenüber ein gutes Gefühl vermitteln
Nicht immer bekommt man als Sachverständiger Aufträge auf den Tisch, mit dessen Sachverhalt man sich tagtäglich beschäftigt. Umso wichtiger ist, sich umfassend mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich auf einen solchen Termin zur Begutachtung ausreichend vorzubereiten. Viele psychische Erkrankungen sind sehr komplex. Wenn Betroffene in diesem Fall einen Gutachtertermin wahrnehmen müssen, um unter anderem Rente wegen Erwerbsunfähigkeit zu erhalten, dann haben sie meist schon einen langen Leidensweg hinter sich. Neben Empathie und Respekt, sollte sich ein Sachverständiger für die Begutachtung ausreichend Zeit nehmen und dem Betroffenen nicht das Gefühl geben, er oder sie sei nur eine weitere Akte, die abgearbeitet werden muss.