Wie sieht die Zukunft der Schadensregulierung aus? Nicht mehr so, wie wir sie bisher kannten, sondern moderner und smart. Und das soll Vorteile haben – vor allem für die Versicherten. Über 100 Versicherungen und Dienstleister nahmen im November an der Informationsveranstaltung MCC-Tagung „Innovatives Schadenmanagement“ teil und präsentierten ein rundum neues Format.
Was genau steckt hinter der Schadensregulierung 2.0?
Es gibt kaum jemanden, der den Messenger-Dienst WhatsApp nicht kennt und zumindest privat selber nutzt. Immer häufiger sieht man auch Unternehmen, die den Nachrichtendienst geschäftlich nutzen und ihren Kunden damit besonders kurze Kommunikationswege zur Verfügung stellen. Nun soll die populäre App auch zwecks Schadensregulierung genutzt werden. Das neue Format, unter dem die Idee realisiert werden soll, heißt „Open-Space-Schaden-Range“ und wurde von der Basler Sachversicherungs-AG vorgestellt, die das Format in Zusammenarbeit mit WhatsApp zur Schadensregulierung nutzen möchte. Die Vorteile, die man sich davon verspricht: Eine vereinfachte Kundenkommunikation und eine schnellere Abwicklung der Bearbeitung von Kleinschäden. Der Hintergrund dieser Idee rührt daher, dass die meisten Kunden tagsüber nicht erreichbar seien. So braucht es einiges an zeitlichen Aufwand und mehrfachen Versuchen, um einfach nur ein Foto des entsprechenden Schadens, des Kostenvoranschlages oder auch bloß die Kontodaten zu bekommen.
Das neue Format geht also in die Testphase für die Sparten Hausrat, Kasko und Gebäudeversicherung. Neben WhatsApp soll übrigens auch Skype vermehrt eingesetzt werden.
Und was ist mit dem Datenschutz?
Was viele davon abhält, WhatsApp zu nutzen, besonders wenn es um geschäftliche Angelegenheiten und sensible Informationen geht, ist das Thema Datenschutz. Hier fühlen sich viele nicht sicher. Doch Dieter Hack, der Hauptabteilungsleiter Schaden bei der Basler nimmt Stellung dazu: „So werden die Daten auf einem amerikanischen Server verwaltet und die Kunden werden vorab auch aufgeklärt. Darüber hinaus müssen die Kunden der Kommunikation über den Messenger-Dienst auch zustimmen.“
So funktioniert das Konzept
Wer als Verbraucher mit der Nutzung von WhatsApp zur Schadensregulierung einverstanden ist, hat in Zukunft folgende Möglichkeiten: Es wird einfach ein Foto über den Messenger-Dienst verschickt, woraufhin das Angebot von der Versicherung kommt. Die Angebote sollen sich auf Leistungen bis zu 4.000 Euro beschränken. Die Angebote können allerdings nicht in Anspruch genommen werden, sofern ein Totalschaden, schlechte Fotos oder auch andere Probleme vorhanden sind.
Pro und Contra der Schadensregulierung via Whatsapp
Experten glauben, dass dieser moderne Weg der Schadensregulierung Prozesse beschleunigen und Kundenstimmen positiver gestalten kann. Jedoch gibt es auch kritische Meinungen, die sagen, der nachweisliche Kostenvorteil und der Wettbewerbsvorteil müssten generiert werden. Zudem liegt in der neuen Technologie natürlich auch die Gefahr, dass Kunden nach einem Kfz-Schaden die Fotos von diesem an die Versicherung schicken, von hier ein entsprechendes Angebot bekommen und dieses annehmen. Die meisten Kunden können, ohne die Begutachtung eines Sachverständigen, aber nicht selbstständig abschätzen, ob das Angebot überhaupt realistisch ist. Hier liegt die Gefahr, dass die Versicherungen viel weniger für den Schaden zahlen, als dieser Wert ist.
Jedoch muss die Testphase zeigen, ob sich die smarte Schadensregulierung bewährt macht – und das Potenzial mitbringt, sich durchzusetzen.