Stenografen vs. KI: Wer sorgt für das perfekte Gerichtsprotokoll?

Gerichtsprotokolle sind das Rückgrat jeder Verhandlung. Jedes gesprochene Wort kann später entscheidend für ein Urteil oder eine Berufung sein. Stenografen spielen dabei seit Jahrzehnten eine Schlüsselrolle – sie erfassen die Verhandlungen präzise und detailliert. Doch mit dem Aufkommen von künstlicher Intelligenz (KI) stellt sich die Frage: Werden Stenografen bald überflüssig?

Die Rolle der Stenografen im Gericht

Stenografen sind die stillen Helden im Gerichtssaal. Ihre Aufgabe erfordert höchste Konzentration, denn sie müssen wortgenau festhalten, was gesagt wird. Besonders bei emotionalen Aussagen oder hitzigen Diskussionen ist ihre Präzision gefragt. Ein Beispiel dafür ist der Fall Leo Kirch gegen die Deutsche Bank, wo das Protokoll der Verhandlungen entscheidende Beweise lieferte.

Doch Stenografen sind teuer. Rund 6.000 Euro kostet die Protokollierung pro Verhandlungstag. Nicht jedes Gericht kann sich das leisten. Besonders in kleineren Verfahren fehlt oft das Geld für vollständige Dokumentationen. Das führt dazu, dass die Rechte wirtschaftlich schwächerer Angeklagter eingeschränkt werden.

KI – Die Zukunft der Protokollierung?

Künstliche Intelligenz könnte hier Abhilfe schaffen. KI-basierte Systeme können Verhandlungen in Echtzeit aufzeichnen und automatisch in Text umwandeln. Dadurch könnten die Kosten erheblich gesenkt werden, und der Zugang zu Protokollen wäre nicht mehr von finanziellen Mitteln abhängig.

Doch so vielversprechend KI klingt, gibt es noch viele Herausforderungen. In komplexen Verhandlungen, bei denen Menschen durcheinanderreden oder Emotionen eine Rolle spielen, ist die Technologie nicht immer präzise genug. Missverständnisse und Lücken im Protokoll sind noch häufig.

Die Vorteile von KI als Stenograf:

  • Kostenersparnis: Verhandlungen können vollständig dokumentiert werden, ohne teure menschliche Arbeitskraft.
  • Zugang für alle: Unabhängig vom finanziellen Hintergrund hätten alle Beteiligten Zugang zu Protokollen.
  • Echtzeit-Aufzeichnungen: KI kann jedes Wort sofort aufzeichnen und in Text umwandeln.

Die Herausforderungen:

  • Fehleranfälligkeit bei komplexen Verhandlungen: KI-Systeme können Schwierigkeiten haben, bei mehreren Sprechern oder emotional geladenen Diskussionen genau zu erfassen, was gesagt wird.
  • Fehlende Kontextsensibilität: Juristische Fachbegriffe oder nonverbale Kommunikation könnten von der KI falsch interpretiert werden.

Tradition vs. Technologie

Es ist klar, dass die Zukunft der Protokollierung im Gerichtssaal sowohl Stenografen als auch KI umfassen wird. Während Stenografen durch ihre Erfahrung und Präzision punkten, bietet KI die Chance, Protokolle für alle zugänglich und kostengünstig zu machen. Der Mensch wird nicht sofort von der Maschine abgelöst, aber der technologische Wandel ist bereits spürbar.

Unterstützung durch den Deutschen Gutachter und Sachverständige e.V.

Für Gutachter und Sachverständige ist es entscheidend, auf zuverlässige Protokolle zugreifen zu können. Der Deutsche Gutachter und Sachverständige e.V. unterstützt seine Mitglieder bei Fragen rund um den Einsatz von Stenografen und neuen Technologien wie KI. Hier erhalten sie Beratung und Informationen, um den Überblick zu behalten.

Unser Fazit

Obwohl KI viele Vorteile bietet, sind Stenografen noch lange nicht überflüssig. Der technologische Fortschritt eröffnet jedoch neue Möglichkeiten, faire und umfassende Protokolle für alle zugänglich zu machen – unabhängig vom Geldbeutel.