Kapitel 3
Sachverständige sind überall
Inhaltsverzeichnis
In der heutigen Zeit ist es sehr schwer, an den Sachverständigen vorbeizukommen. Denn schon allein ein Blick in das Branchenbuch gibt einen näheren Aufschluss darüber, wie viele Sachverständige sich in der eigenen Umgebung "angesiedelt" haben. Wer dann auch noch mal das Internet durchforstet, wird sehr schnell feststellen, dass es noch mehr Sachverständige gibt. Das ist auch gut so. Denn heute werden Sachverständige und Gutachter gebraucht, wie nie zu vor. Dennoch sind auch einige Punkte dabei zu beachten. Auch wenn es mittlerweile eine Menge Sachverständige gibt, finden sich in einigen Fachbereichen immer noch sehr wenige oder gar keine Experten. Dies hat natürlich den Nachteil, dass einige Fragen oder Probleme nicht so einfach geklärt werden können. Entsprechend kann das natürlich auch wieder einige andere Probleme mit sich bringen.
Denn Sachverständige werden heute von unterschiedlichen Seiten gebraucht. Entsprechend sind auch die Aufgabenbereiche der Sachverständigen sehr vielseitig geschichtet. Wer sich für dieses Berufsbild entscheidet, hat auf jeden Fall hervorragende Chancen Erfolg zu haben, wenn der eigene Fachbereich noch nicht von so vielen Sachverständigen bearbeitet wird. Aber auch der Arbeitsort kann entscheidend sein. Wer als Kfz-Sachverständiger in einem Wohnort arbeitet, in dem weit und breit kein anderer Sachverständiger dieses Bereiches zu finden ist, hat natürlich die besten Chancen alle Aufträge, die anfallen, zu bekommen. Es spielen also eine Menge Faktoren eine wichtige Rolle. Generell gibt es heute aber sehr viele Experten, die alle auf der Suche nach entsprechenden Aufträgen sind. Dieser Tatsache sollte man sich auch immer bewusst sein, um nicht einem Irrglauben zu erliegen.
Sachverständige, die privat beauftragt werden
Sachverständige werden heute nicht nur von Gerichten oder Firmen beauftragt. Auch immer mehr Privatpersonen ziehen einen Experten hinzu, um beispielsweise eine Sachlage klären zu lassen oder ein Problem zu lösen. Dabei können die Beweggründe sehr verschieden sein. Beispielsweise kann ein Sachverständiger nach einem Autounfall eingeschaltet werden, wenn sich der Unfallgegner weigert den Schaden zu bezahlen. Der Halter des beschädigten Fahrzeuges kann dann durch einen Sachverständigen klären lassen, wer die Schuld am Unfall hat. Aber auch in den eigenen vier Wänden kann ein Sachverständiger zur Klärung des Sachverhaltes beitragen. Oftmals geht es in diesen Fällen um den Schimmel und den damit verbundenen Schaden. Mieter und Vermieter streiten sich in den meisten Fällen lange Zeit und kommen zu keiner Lösung. Denn niemand möchte sich gerne die Schuld eingestehen. Schließlich wäre ein Schuldeingeständnis auch immer mit Kosten verbunden. Ganz gleich, wer diese nun trägt. Ein Sachverständiger kann in diesem Fall für Klarheit sorgen. Dieser kann vom Mieter wie auch vom Vermieter beauftragt werden. Es spielt hier keine Rolle, wer dem Sachverständigen den Auftrag erteilt. Denn dieser muss unabhängig und vor allem auch unparteiisch seiner Arbeit nachge- hen und den Sachverhalt prüfen. Dabei kann es natürlich auch vorkommen, dass der Auftraggeber nicht zufrieden mit dem Ergebnis ist.
Generell sollte man sich auch von dem Gedanken lösen, dass es in einem Gutachten darum geht, jemandem die Schuld zuzuweisen. Es geht einzig und allein darum, den Sachverhalt zu klären und die Ursachen für den Schaden oder das Problem zu finden, damit diese dann behoben werden können. Aber natürlich werden Sachverständige heute auch noch in anderen privaten Bereichen eingesetzt. Beispielsweise wenn es darum geht Gegenstände aus einem Erbe zu schätzen. In diesem Fall haben die Auftraggeber natürlich die Hoffnung, dass die zu begutachtenden Gegenständen einen hohen Wert haben, damit diese dann veräußert werden können. Zudem werden Sachverständige, je nach Fachbereich, auch für andere private Streitigkeiten zurate gezogen. Die Facetten der Tätigkeit sind also entsprechend breit gefächert und können manchmal auch sehr spannend werden.
Wichtig für die Arbeit mit privaten Auftraggebern ist vor allem ein höflicher und seriöser Umgang mit den entsprechenden Klienten. Denn wenn die Kunden mit der Arbeitsweise des Sachverständigen zufrieden sind, und dabei ist wirklich die Arbeitsweise und nicht das Ergebnis gemeint, dann werden die Kunden auch eine Weiterempfehlung aussprechen. Und genau dies ist für den Erfolg eines Sachverständigen sehr wichtig. Aber dazu kommen wir später noch einmal. Generell legt der Sachverständige, der für einen privaten Auftraggeber arbeitet, die gleiche Arbeitsweise an den Tag, wie auch bei der Beauftragung durch ein Gericht oder durch eine andere Institution. Das Gutachten muss entsprechend auch so geschrieben werden, dass der Laie dies versteht und auch anerkennen kann. Persönliche Belange dürfen in diesem Fall keine Rolle spielen.
Wenn der Sachverständige für eine Versicherung arbeitet
Bei den Möglichkeiten als Sachverständiger zu arbeiten, gibt es natürlich auch noch die Option für eine Versicherung tätig zu werden. In diesem Fall muss der Sachverständige sich nicht immer wieder um neue Aufträge kümmern, sondern bekommt diese von der entsprechenden Versicherung. Die Aufgabe liegt hier in erster Linie darin, den Schadensfall zu analysieren und die entsprechende Schuldfrage zu klären. Aus dieser ergibt sich dann, ob die Versicherung an den Versicherten eine Zahlung leisten muss oder nicht. Schadensursache und Schadenshöhe müssen hier aus dem Gutachten des Sachverständigen hervorgehen. Aber auch in diesem Fall darf sich der Sachverständige nicht beeinflussen lassen. Auch wenn dieser für die entsprechende Versicherung arbeitet, muss er objektiv und unparteiisch bleiben. Sofern die Versicherung eine Zahlung leisten muss, sollte dies auch so im Gutachten auftauchen.
Sehr häufig arbeiten Sachverständige für Versicherungen im Bereich Bau, Kfz und Gesundheit. Bei einem Verkehrsunfall würde der Sachverständige beispielsweise zu dem Fahrzeugbesitzer geschickt werden, dessen Fahrzeug durch den Versicherungsnehmer beschädigt wurde. Der Sachverständige prüft den Schaden und berücksichtigt dabei auch die unterschiedlichen Werte des Fahrzeuges. Entsprechend erstellt dieser dann das Gutachten, auf dessen Grundlage die Versicherung dann eine Zahlung ausführt.
Bei der Arbeit für eine Versicherung muss der Sachverständige ebenfalls sehr gründlich arbeiten. Vor allem die erste Schadensaufnahme muss gründlich und umfangreich erfolgen. Dazu gehört auch das Anfertigen von zahlreichen Fotos, auf denen der Schaden aus allen Perspektiven zu sehen ist. Je nach Versicherungsbereich, für den der Sachverständige tätig ist, sollten folgende Punkte bei der Arbeitsweise beachtet werden:
- ausführliche Schilderung des Schadensherganges
- zeitlicher Verlauf, ggf. Witterungsverhältnisse
- Schadensanalyse mit rekonstruiertem Ablauf
- Beantwortung von Fragen zur Schadensverursachung
- Feststellung des Pflichtenkreises der Beteiligten
- Abklärung des Verantwortungsbereiches der Beteiligten
- Prüfung der Vertragsgrundlagen der Beteiligten
- Fragen der Versicherungsbedingungen, evtl. Ausschlüsse
- Informationsbeschaffung von Dritten
- Möglichkeiten der Schadensbehebung aufzeigen
- Kostenschätzung zur Schadensbeseitigung
- evtl. Bewertung »neu für alt«
- Fragen der Wertminderung nicht behebbarer Schäden
- Umfang von Schadensminderungskosten
- ggf. Bewertung der Aufräumkosten
- evtl. Aufteilung der Schadenskosten auf mehrere Beteiligte
Der Sachverständige muss sich im Klaren darüber sein, dass sein Gutachten manchmal das Zünglein an der Waage ist. Denn oftmals verlässt sich eine Versicherung blind auf das erstellte Gutachten und entscheidet über eine Zahlung. Deshalb sollte korrekt und vor allem gewissenhaft gearbeitet werden.
Der Rat eines Sachverständigen kostet immer?!
Während seiner Tätigkeit wird der Sachverständige hin und wieder auch mal einen Rat erteilen oder Auskunft geben. Denn dies gehört zum Berufsbild nun einmal dazu. Oftmals möchten sich Klienten, ganz gleich, ob es sich dabei nun um private Kunden oder einen Rechtsanwalt o.Ä. handelt, im Vorfeld bei einem Sachverständigen erkundigen. Aufgrund dieses Ratschlages oder der Auskunft kann der Sachverständige aber nicht in die Verantwortung genommen werden. Denn diese Art der Kommunikation kann als Service angesehen werden und wird entsprechend auch nicht vergütet. Entsprechend ist der Rat eines Sachverständigen nicht immer mit Kosten verbunden, kann dann aber auch nicht beanstandet werden. Die Auftragserteilung eines Sachverständigen erfolgt in der heutigen Zeit nicht nur persönlich, sondern auch über andere Medien, wie Telefon, Internet oder Fax.
Oftmals kann es auch aber auch passieren, dass Sachverständige eben gar kein Gutachten erstellen sollen, sondern einer Partei oder einem Klienten beratend zur Seite stehen. In diesem Fall erfüllt der Sachverständige seine Aufgaben natürlich nicht nur kostenfrei. Es wird in diesem Zusammenhang ein Beratungsvertrag geschlossen. In diesem werden der Umfang und auch das entsprechende Honorar für den Sachverständigen festgehalten. Wichtig ist hier, dass im Vertrag die Haftungsbegrenzung auf jeden Fall schriftliche fixiert wird. Denn auch bei bezahlten Ratschlägen oder Auskünften sollte der Sachverständige seiner Arbeit und seinem seriösen Handeln nachkommen.
Jeder Sachverständige übernimmt auch eine gewisse Haftung für sein Tun und Handeln. Darauf werden wir in diesem Buch aber zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal eingehen. Im nächsten Kapitel widmen wir uns nun aber erst einmal einem noch sehr wichtigen Thema: Dem Gutachten. Denn dieses ist für die Arbeit eines Sachverständigen von entscheidender Bedeutung. Schließlich bildet das Gutachten meist immer den Abschluss der Sachverständigentätigkeit.
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